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Bild oben: Anhand zahlreicher Porträts veranschaulichte Dr. Ralf Klötzer in der Alten Post die Geschichte des Westfälischen Friedens und seiner Protagonisten

„Der Friede ist das höchste Gut“

Upkammerabend des Heimatvereins Drensteinfurt am 09. Dezember 2019

Referent: Referent: Dr. Ralf Klötzer, Historiker

Bericht: Dr. Klötzer
Fotos: Gertrud Münstermann

Um den Westfälischen Frieden drehte sich der erste Upkammerabend des Heimatvereins im neuen Jahr. Stadtarchivar Dr. Ralf Klötzer hatte viele interessante Infos und historische Bilder dazu mitgebracht.

„Anno 1648 –Kriegsschrecken und Friedensfreuden“: Dieses Thema hatte der erste Upkammerabend des Heimatvereins in diesem Jahr. Drensteinfurts Stadtarchivar Dr. Ralf Klötzer referierte vor 40 Interessierten in der Alten Post.

Münster und Osnabrück waren 1648 zwei Bühnen der europäischen Geschichte. Über den Westfälischen Frieden am Ende des Dreißigjährigen Krieges berichtete Klötzer. Sein Publikum war so zahlreich gekommen, dass der Upkammerabend nicht in der Upkammer, sondern auf der Tenne stattfand, heißt es im Bericht der Heimatfreunde. Trotz der Schilderungen des Kriegsleids gab es auch etwas zu lachen, als nämlich der Referent das Gedicht des päpstlichen Gesandten Chigi über den münsterischen Regen frei vortrug.

Der Weg zum Frieden 1648 war unsicher und weit. Nach fünfjährigen Verhandlungen wurden die Friedensverträge unterzeichnet. Der Kaiser in Wien schloss durch seine Gesandten mit Frankreich und Schweden, seinen wichtigsten Kriegsgegnern und Verhandlungspartnern, eigene Friedensverträge. Die jeweiligen Verbündeten der drei Mächte waren einbezogen. Der Frieden von 1648 war der Beginn einer selbstständigen Politik großer Staaten. Am Ende traten die Vermittler – Dänemark und der Papst – ganz in den Hintergrund, berichtete Klötzer in seinem Vortrag.

Feierlicher Friedensschwur

Und ein weiterer Friede wurde 1648 geschlossen. Spanien und die Niederlande beendeten ihren 80-jährigen Krieg, der schon 1568 mit dem niederländischen Aufstand gegen die spanische Herrschaft begonnen hatte. Der Friedenssaal des Rathauses von Münster war am 15. Mai 1648 der Ort des vielfach dargestellten feierlichen Friedensschwures. Durch dieses Ereignis erhielt der Rathaussaal seine heute bekannte Benennung.

Anschaulich stellte Klötzer anhand zahlreicher Porträts der Friedensgesandten die Kriegs- und Friedensparteien vor. „Aus den künstlerisch hochrangigen Porträts – Gemälde und Kupferstiche – lassen sich Eindrücke von den Persönlichkeiten gewinnen. Dass der holländische Gesandte Adrian Pauw ein geschickter Diplomat war, meint man seinen Gesichtszügen entnehmen zu können“, heißt es im Bericht weiter. Die Gesichter sprechen den heutigen Betrachter auch noch nach mehr als 350 Jahren an.

Es war die Zeit vor den Perücken: Die Männer trugen möglichst ihr eigenes langes Haar. Nur wenn es daran mangelte, war eine Perücke nötig. Dem kaiserlichen Gesandten Graf Maximilian von Trautmannsdorff soll sie bisweilen in die Stirn gerutscht sein. Zwar nicht an die Perücke, doch an den Gesandten erinnert in Münster die Trautmannsdorffstraße.

Die Lage Drensteinfurts

Der Krieg, von Prag ausgehend (Prager Fenstersturz 1618), war eine europäische Katastrophe. Der Zeitzeuge Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Romanautor des „Abenteuerlichen Simplicissimus“, kam bei Klötzer auch zu Wort. Und auch die Lage Drensteinfurts in diesem Krieg sprach Klötzer an. Kriegssteuern mussten die Drensteinfurter nämlich sowohl an die kaiserliche (katholische) Besatzung des Münsterlandes in Warendorf als auch an die hessische (evangelische) Besatzung in Coesfeld bezahlen

An den Westfälischen Frieden von 1648 erinnern auch Gedenkmedaillen, die zum Beispiel im Stadtmuseum Münster zu sehen sind. „Pax optima rerum“ heißt es darauf – der Friede ist das höchste Gut. „Damit“, so Klötzer, „stellt uns der Verhandlungserfolg von 1648 eine Daueraufgabe“.