Das Foto zeigt Anna van Kempen vor dem Haupteingang der Stiftung inmitten der Besucher aus Drensteinfurt. Foto: H. Martsch

 

Radtour zum Alexianerstift

Text und Fotos: Holger Martsch

Am Freitag, 12. Juli 2019, unternahm der Heimatverein Drensteinfurt unter der Leitung von Norbert Unkhoff eine Radtour zur Alexianer-Stiftung in Münster, einer Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, gleichzeitig auch Wohneinrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen. Sie ist westlich vom Ortsteil Amelsbüren fast direkt am Dortmund-Ems-Kanal gelegen. Die über Wirtschaftswege führende Fahrtstrecke dorthin betrug 21 Kilometer und konnte trotz heftiger, über Münster niedergehender Gewitterschauer weitgehend mit trockenen Reifen abgefahren werden.


Sozialarbeiterin Anna van Kempen, selbst an den Rollstuhl gebunden, begrüßte die Gruppe aus Drensteinfurt am späten Vormittag und führte sie durch die Gebäude. Sie erläuterte die Aktivitäten und die Geschichte der Institution.

Seit 1888 existiert in Münster die ursprünglich „Haus Kannen“ benannte Einrichtung, die sich heute zu einem weitläufigen Campus mit vielfältigen Fachbereichen ausgedehnt hat und auch ein bedeutender Arbeitgeber ist, der ständig weiteres Personal sucht. Die Einrichtungen und Dienste der Alexianer blicken auf eine rund 800-jährige Geschichte zurück. In dieser Zeit haben es sich die Alexianerbrüder zur Aufgabe gemacht, auf die Not ihrer jeweiligen Gegenwart zu reagieren. Dabei ging es ihnen um sichtbare Taten der Nächstenliebe in der Nachfolge Jesu Christi – nicht um bloße Worte.

Der größte und traditionsreichste Bereich der Alexianer in Münster ist die Eingliederungshilfe. Angefangen als Wohn- und niedrigschwelliger Arbeitsbereich für Menschen mit Beeinträchtigungen, ist die Eingliederungshilfe heute eine der Säulen der Alexianer in der Region Münster. Modernes Wohnen für Menschen aller Altersgruppen, individuelle Betreuungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Erkennen der eigenen Talente und Schwerpunkte, vielfältige Therapien und Förderung sind heute die Eckpunkte der vielseitigen Angebote für Menschen mit Behinderung.

„Kunsthaus Kannen“: Auf die Förderung künstlerisch besonders begabter Langzeitpatienten geht die Entstehung des Kunsthauses Kannen zurück. Seit Oktober 2000 ist das Haus als „Modellprojekt Gemeinschaft behinderter Künstler“ anerkannt und wird von der Alexianer Bruderschaft und der Stiftung Wohlfahrtspflege des Landes NRW gefördert, bislang einzigartig in Deutschland. Es beherbergt Ateliers, eine Schreibwerkstatt, Ausstellungsräume und einen Shop, in dem Werke behinderter Künstler erworben werden können.


Forensik/Maßregelvollzug: In einem abgeschirmten, besonders gesicherten Bereich am Rande des Campus, der Christophorus-Klinik, werden 54 straffällig gewordene, intelligenzgeminderte Patienten behandelt, bei denen das Gericht eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gemäß § 63 StGB angeordnet hat. Die Patienten sind ausschließlich männlich.

Altenpflege: Für Senioren stehen in Münster außerhalb des Campus die Pflegeeinrichtungen Haus Heidhorn, Haus Thomas und Achatius-Haus zur Verfügung, die teilweise auch auf die Pflege Demenzkranker eingestellt sind.

Hilfe für Jugendliche, die aus dem sozialen Netz herausgefallen sind, bietet der in Nottuln gelegene Martinistift.

Das „Hotel am Wasserturm“ mitten im Campus stellt sich als Inklusionsbetrieb dar. Hier arbeiten behinderte und nicht behinderte Menschen Seite an Seite, gleich bezahlt nach Tarif des Hotel- und Gaststättenverbandes. Die 28 Einzel- und 19 Doppelzimmer sind allesamt Nichtraucherzimmer und barrierefrei, vier Zimmer sind zusätzlich rollstuhlgerecht.

Die hier aufgeführten Teilbereiche stellen nur einen Bruchteil des Angebots der in ganz Deutschland und auch im Ausland agierenden Alexianer dar.

Vor der Rückkehr nach Drensteinfurt fanden sich die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Radfahrt in der Caféteria des Hotels bei Kaffee und Kuchen zusammen, um gegen 16.00 Uhr die Rückfahrt anzutreten. Ein Ausflug, der neben dem Landschaftserlebnis wiederum ein Stück wertvolles Wissen um die regionale Infrastruktur vermittelt hat.