Alter Friedhof

Der „Alte Friedhof“ an der Marienstraße liegt zentral in der Innenstadt von Drensteinfurt und wird von der Bevölkerung intensiv besucht. Die bisherige Innstandsetzung und Pflege der Fläche wurde von den drei Schützenvereinen und vom Spielmannszug durchgeführt. Der Heimatverein hat Nistkästen und eine Steinkauzröhre an den Bäumen angebracht. Auf Antrag des Heimatvereins wurde von der Bezirksregierung Münster am 17.10.2019 eine Förderung aus dem Förderprogramm „Heimat.Scheck“ in Höhe von 2.000€ für die Maßnahme „Begegnungsplatz alter Friedhof“ bewilligt. Um die Attraktivität um den Bereich der alten Priestergräber zu erhöhen, wurden zwei Sitzbänke aufgestellt und die Bepflanzung erneuert.


Ein Stück Zeitgeschichte

Bastler Günter Koch (Mi.) stellte gestern an der Marienstraße gemeinsam mit Reinhard Bünnigmann, Astrid Bremer, Ute Homann und Pastor Walter Gröne (v.li.) das Modell des ehemaligen Friedhofs vor. Foto: Dietmar Jeschke

Günter Koch baut Friedhofsmodell

Bericht und Foto: Dietmar Jeschke WN 14.06.2012

Die Tore sind frisch gestrichen. Und die beiden alten Ziegelpfeiler abgestrahlt und nachgefugt. Der Rasen ist frisch gemäht. Und auch die ersten Bäume sind erfolgreich angegangen. Ein Bild, das vor sieben Jahren noch ganz anders aussah. Verwuchert, verwildert und ziemlich heruntergekommen präsentierte sich der alte Drensteinfurter Friedhof an der Marienstraße . Bis einige engagierte Bürger die Initiative ergriffen, um das historische Areal mit Hilfe der Schützenvereine und des Spielmannszuges auf Vordermann zu bringen. „Dieser Friedhof soll nicht in Vergessenheit geraten. Denn schließlich ist er schon ein Stück Stadtgeschichte“, sagte Günter Koch .

Gemeinsam mit Pastor Walter Gröne vom Heimatverein, der städtischen Wirtschaftsförderin Ute Homann sowie mit Astrid Bremer von der Unteren Denkmalbehörde und Reinhard Bünnigmann, Mit-Initiator der Friedhofssanierung, hatte sich Koch vor den Toren des alten Bestattungsfeldes getroffen, um ein ungewöhnliches Modell zu präsentieren: Eines, das den Friedhof, dessen Eingangstor und die verbliebenen Gräber so zeigt, wie sie tatsächlich einmal ausgesehen haben. Samt der beiden filigran gearbeiteten Statuen, die einst das Eingangstor flankierten und die heute fehlen. Der Heilige Josef als Schutzpatron der Arbeit gilt als verschollen. Die Heilige Barbara als Schutzpatronin der Bergleute hat jedoch die Jahrzehnte überdauert – und steht heute auf dem Gelände des Hauses Steinfurt.

Dass die Heilige Barbara einst vor den Friedhofstoren gestanden hat, hatte einen handfesten Grund. Denn angelegt wurde der Friedhof in der Blütezeit des Strontianitbergbaus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nachdem es gesetzlich verboten war, Bestattungen, wie seit der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts üblich, rund um die Pfarrkirche vorzunehmen, musste eine neue Fläche gefunden werden. 1875 wurde deshalb der neue Friedhof an der Marienstraße hergerichtet. Letztere heiß damals übrigens mit Blick auf ihre Bedeutung als Trauerweg „Kirchhofstraße“ oder „Schwarzer Weg“, bevor sie später zur „Riether Straße“ und schließlich zur „Marienstraße“ wurde.

Die beiden heute verschwundenen Symbolfiguren am Friedhofseingang waren ein Geschenk der Dessauer Bergbaugesellschaft, die westlich der Kernstadt auf das damals noch für die Zuckerproduktion benötigte Strontianit gestoßen war und dieses etwa bis zur Jahrhundertwende förderte.

Anfang des 20. Jahrhunderts war dann auch der zweite Drensteinfurter Friedhof komplett belegt, so dass abermals eine neue Fläche gefunden werden musste. Der neue Friedhof entstand am Merscher Weg. An Allerseelen 1916 wurde er eingeweiht. Bis heute – stolze 96 Jahre später – dient er als Ort der letzten Ruhe.

Um den Friedhof an der „Kirchhofstraße“ wurde es nach der Einweihung des Grabfeldes am Merscher Weg ruhig. Weshalb er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs neu „geordnet“ wurde. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Grabstätten eingeebnet. Denkmäler und Grabeinfassungen wurden entfernt. Und auch die zahlreichen „Lebensbäume“ – ein Zeichen ihrer Zeit – wurden beseitigt. Die geebnete Fläche wurde eingesät und mit Strauchwerk bepflanzt. Ein Jägerzaun diente als Abtrennung zur Straße.

Erhalten blieben lediglich die um das Auferstehungskreuz – heute handelt es sich um das ehemalige Kreuz der Leichenhalle – angelegten Grabstätten der Pfarrer, Lehrer und Schwestern des einstigen Drensteinfurter Marienhospitals. Und an deren Grabmälern ist das vergangene Jahrhundert nicht spurlos vorübergegangen. Lediglich an zwei Grabsteinen sind noch Inschriften erkennbar. Eines gehört zum Grab des einstigen Pfarrers Jülkenbeck (s.u.). Das zweite zur Ruhestätte von Pfarrer Gottfried von Bockum -Dolffs (1863 bis 1936).

Mit seinem nun fertiggestellten Modell des einstigen Friedhofs will Bastler und Heimatfreund Günter Koch ein Zeichen setzen. „Über dem ehemaligen Friedhof, der heute zu einer einfachen Parkanlage geworden ist, weht ein Hauch der Vergangenheit. Aber auch der Wind des Vergessens“, so Koch, der bereits zahlreiche Modelle von historischen Bauwerken der Stadt Drensteinfurt gefertigt hat. Und der immer noch nach geeigneten Räumlichkeiten sucht, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.