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Kneipenkultur in Stewwert - ehemalige Gaststätten in Drensteinfurt

- Referenten: Franz-Josef Naber, Heinz Töns, Ludger Wienkamp, Paul Fels

Heimatverein erforscht Kneipenhistorie - Schräge Typen und bunte Geschichten

Bericht: Holger Martsch - WN

Sie haben eine lange – und interessante – Geschichte. Die sich einige Drensteinfurter Heimatfreunde nun vornehmen. In dieser Woche fand der erste Info-Abend zur Drensteinfurter Kneipengeschichte statt.

Einst gab es zahlreiche Kneipen in Drensteinfurt. Der Kneipenbesuch war nicht selten regelmäßiger Teil des Tagesablaufs, jedenfalls für etliche Männer. „Wenn der Schmied am Feierabend den Hammer fallen ließ, begab er sich in die nächste Kneipe,“ berichtete Heinz Töns, einer der Referenten des ersten Vortragsabends zur Drensteinfurter Kneipenkultur, zudem der Heimatverein in die Alte Post eingeladen hatte. Kein Wunder: Denn die harte Arbeit hatte mächtig Durst gemacht. Kaffee und Wasser hatte man tagsüber getrunken. Zur Entspannung musste ein frisch gezapftes Bier her, bevor man nach Hause ging. Außerdem wurden die Neuigkeiten des Tages ausgetauscht und besprochen.

Drensteinfurter Kneipen waren neben ihrer Eigenschaft als Treffpunkt für Geselligkeit auch Orte der Kommunikation, Versammlungsorte des Vereinswesens, Räumlichkeiten für Familienfeiern und noch viel mehr. Das Beispiel des Kolpinghauses zeigt es: Dort wurde auch Theater gespielt. Im großen Saal wurde gefeiert und den Jugendlichen Tanzen und gutes Benehmen beigebracht. Dabei waren die ersten Jahre des Kolpinghauses alkoholfrei, ganz im Sinne des Gründervaters Adolf Kolping. Später genehmigte man älteren Jugendlichen, eine Flasche Bier zu trinken, heißt es im Bericht der Heimatfreunde. Ein finsteres Kapitel deutscher Geschichte spiegelt sich auch in der Drensteinfurter Kneipengeschichte wider: Auf dem Dachboden des später abgerissenen Westfälischen Hofs an der Ecke Markt, Mühlen- und Münsterstraße) kamen in der Nazi-Zeit NSDAP-Anhänger und Funktionäre zusammen und hatten den Raum mit einem „Hitler-Kultaltar“ ausgestattet. Dieser war drapiert mit Führerbild und Hakenkreuzfahnen, wie ein in der Diaschau präsentiertes Foto erschreckend illustrierte.

Die Glanzzeit des ehemaligen Hauses Wietheger – besser bekannt als „Hotel zur Post“ – ist eng verbunden mit einer Persönlichkeit: der fröhlichen Wirtin Maria, die niemals geheiratet hatte und stets in frisch gestärkter blütenweißer Kittelschürze präsent war, so der Heimatverein. „Wenn wir rein kamen, strahlte Maria“ berichtete Paul Fels. Und Maria spendierte der Stammtischrunde sonntags dann gerne auch mal einen Schnaps „auf Kosten des führenden Hauses am Platze“.

Nach dem Tode von Maria Wietheger 1985 ging es Stück für Stück bergab mit dem Haus. Der Hotelbetrieb wurde eingestellt. Und schließlich wurde der Betrieb ganz geschlossen. Es folgten der Ankauf durch die Stadt und ein verhinderter Abriss. Denn schließlich hatte ein Denkmalexperte festgestellt, dass es sich bei dem Gebäude in seiner Grundstruktur um ein aus dem Jahre 1632 stammendes westfälisches Hallenhaus handelt. Es war mitten im Dreißigjährigen Krieg als Übernachtungsmöglichkeit für durchreisende Händler und Geschäftsleute errichtet worden.

Geschichten mit eigenwilligen, schrägen Typen ranken sich um die ehemalige Drensteinfurter Kneipenszene“, schreibt der Heimatverein. „So wurde zum Beispiel von einem Schrotthändler berichtet, der nach dem Kneipenbesuch oft nicht mehr in der Lage war, sein Pferdefuhrwerk nach Hause zu lenken. In solchen Fällen brauchte er seinem geduldigen Pferd nur zu sagen ,Lotte, bring mi noa hus hen‘ – und die Stute brachte von ganz alleine Mann und Fuhrwerk souverän bis vor die Haustür.“ Ein anderer betrunkener Kneipenbesucher wurde nachts mit seinem Fahrzeug von der Polizei angehalten und nach Alkoholgenuss gefragt, erfuhren die Gäste in der Alten Post. Ja, er habe etwas getrunken, räumte er ein. Dennoch sei er aber topfit und fahrtüchtig. Dies wolle er mit einem Kopfstand auf der Straße beweisen. Die Polizisten willigten ein. Der Fahrer vollführte den Kopfstand und durfte weiterfahren. Später in der Stammtischrunde gebeten, ob er den Kopfstand noch mal zeigen könne, gab er zu: „Normalerweise kriege ich den nur hin, wenn ich sturzbesoffen bin.“

Manfred Blanke, Paul Fels, Franz-Josef Naber, Heinz Töns und Ludger Wienkamp bilden das Quintett, das sich die Erarbeitung der Drensteinfurter Kneipengeschichte auf die Fahnen geschrieben hat. Die zahlreich erschienene Zuhörerschaft in der voll besetzten Alten Post zeigte mit begeisterten Applaus, dass die fünf sich mit einem Thema beschäftigen, an dem offensichtlich reges Interesse besteht. „Wir dürfen uns auf die im kommenden Jahr folgenden weiteren Vorträge freuen“, so der Heimatverein.