Vogelhotel mit 66 „Zimmern“
Drensteinfurt – Nach der Fertigstellung im Frühjahr hat der Heimatverein das Mehlschwalbenhaus am Berthaschacht offiziell „in Betrieb“ genommen. Neben dem Vogelhotel mit 66 „Zimmern“ enthüllten die Heimatfreunde eine Informationstafel mit Wissenswertem zur Mehlschwalbe und zum einstigen Strontianit-Abbau an dem Standort.
Ein Vogelhotel in 4,5 Meter Höhe
Der Heimatverein nimmt das Mehlschwalbenhaus offiziell „in Betrieb“ und enthüllt Infotafel
VON MECHTHILD WIESRECKER WA
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Drensteinfurt – Seit Ende Mai steht das Mehlschwalbenhaus des Heimatvereins am Berthaschacht und wartet auf seine gefiederten Gäste. Am Samstag wurde das 4,50 Meter hohe Vogelhotel offiziell eingeweiht und eine neue Informationstafel enthüllt. Dazu waren Sponsoren, Heimatfreunde und Bürgermeister Carsten Grawunder gekommen. Franz-Josef Naber, Vorsitzender des Heimatvereins, berichtete von der Idee zum Schwalbenhaus, die ihm bei einer Radtour kam, über die Standortsuche, das Gießen des Fundaments bis zum Aufbau. Für den Berthaschacht als Standort hatte man sich entschieden, weil Nester nur dort angebracht werden können, wo sich bereits eine Kolonie, wie im Neubaugebiet am Mistelweg und Akazienweg, befindet. „42 künstliche Mehlschwalben-Nester, 18 Kästen für Meisen und Sperlinge und sechs Fledermauskästen – die ersten Mieter sind kostenlos eingezogen“, verriet er. Jedoch seien es nur Spatzen. Das sei aber nicht verwunderlich, denn für die Nestsuche der Schwalben sei der Aufbau des Schwalbenhauses einen Monat zu spät gekommen. „Jetzt hoffen wir auf das kommende Jahr.“ Sein Dank galt allen Helfern und Sponsoren, ohne die es das Schwalbenhaus nicht gäbe. Auch der Bürgermeister sprach Worte des Dankes. „Gute Ideen sollte man nicht gleich verwerfen, sondern in die Tat umsetzen“, sagte er und fügte an: „Wer seine Heimat liebt, sollte sie auch pflegen. Ihr macht das.“ Früher, so berichtete er, galten Schwalben als Glücksbringer. Niemand wäre auf die Idee gekommen, die Nester zu entfernen. Heute sei das sogar verboten und auch nicht nötig, denn es gebe Möglichkeiten, den Kot mit an die Hauswand angebrachten Brettern aufzufangen. Man dürfe auch nicht vergessen, dass Schwalben die Zahl der Mücken reduziere.
Neben dem Schwalbenhaus steht eine neue Infotafel. Norbert Struckamp baute das Gestell. Für die grafische Gestaltung war Holger Martsch zuständig. Letzterer ist Mitglied des Arbeitskreises Natur im Heimatverein. Die Tafel ist in einer Spezialwerkstatt in Bayern angefertigt worden und mit einer Anti-Graffiti-Folie beklebt, sodass mögliche mutwillige Verschmutzungen mit Aceton entfernt werden könnten. Auf der linken Seite der Tafel sind Informationen über die Mehlschwalbe zu lesen, auf der rechten Seite Wissenswertes über den Berthaschacht und das dort abgebaute Strontianit. Die Mehlschwalbe, so berichtete Martsch, stehe auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Schuld sei der seit 1996 aufgetretene drastische Insektenschwund, so dass der Schwalbe die Nahrung fehle. Auch die fehlenden Nistmöglichkeiten trügen dazu bei. Die Mehlschwalbe legt zu ihrem Winterquartier in Süd- und Westafrika einen Weg von bis zu 20000 Kilometern zurück. Während ihres Non-Stop Fluges schaffe sie 1000 Kilometer pro Tag. Zwei bis drei Bruten im Jahr schafft der typische Sommervogel, der Ende April sein Sommerquartier bezieht und es bereits im August oder September wieder verlässt. Zudem informierte Martsch über Strontianit, das seinerzeit für die Zuckerherstellung benötig wurde, und den Berthaschacht.
Der Arbeitskreis und seine Aufgaben
Der Arbeitskreis Natur des Heimatvereins hat zwölf aktive Mitglieder. Er trifft sich jeden ersten Montag im Monat ab 19 Uhr in der Alten Post. Zu seinen Aktionen gehören unter anderem der Bau, die Anbringung und die Pflege von Nistkästen und - hilfen, Müllsammelaktionen, Einsätze auf der Streuobstwiese samt Obsternte, Ausflüge, naturkundliche Exkursionen, Seminare für Obstbaumschnitt, Vorträge, der Tag der offenen Gärten „Blömkes kieken“, die Großveranstaltung „Tag der Natur“ und das Projekt Naturkalender 2023
Ein Heim für die Schwalbe
Der Heimatverein stellt am Berthaschacht ein Haus mit 42 Nestern auf
VON MECHTHILD WIESRECKER
Drensteinfurt – Das Schwalbenhaus am Berthaschacht steht. 4,50 Meter ragt es in die Höhe und wartet nun darauf, bezogen zu werden. Unter dem Dach mit den roten Schindeln befinden sich 42 künstliche Mehlschwalben-Nester. Sollte das nicht reichen, können die Schwalben in den Zwischenräumen eigene Nester bauen.
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Doch nicht nur die Mehlschwalben finden hier ein Zuhause, im Innern des Hauses befinden sich 18 Kästen für Blaumeisen, Kohlmeisen und Sperlinge, dazu sechs Fledermauskästen. Die Idee für das Multi-Kulti-Vogelhotel hatte der Vorsitzende des Heimatvereins selber. „Ich habe es 2008 beim Heimatverein Füchtorf gesehen“, berichtet Franz-Josef Naber.
Dann galt es nur noch die Heimatfreunde zu überzeugen, Sponsoren zu suchen und eine geeignete Fläche zu finden. Voraussetzung für den Standort sei eine Schwalbenkolonie und die hatte sich im Neubaugebiet am Berthaschacht angesiedelt.
„Dankenswerterweise hat die Stadt uns das Grundstück hier zur Verfügung gestellt“, teilt Naber mit, der auch ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit Bauhofleiter Thomas Schlüter lobte.
Im Internet suchte Naber nach einer geeigneten Firma und wurde schließlich bei Oliver Wegener aus Wettenberg bei Gießen fündig. 25 Schwalbenhäuser stehen derzeit bei dem Experten in Sachen Schwalbenhausbau im Auftragsbuch.
So verwunderte auch nicht, dass am Mittwochmittag, als das Schwalbenhaus aufgestellt wurde, jeder Handgriff passte. In relativ kurzer Zeit hatte Wegener das Rohr mit Hilfe des Autokrans in die vom Heimatverein vorbereitete Öffnung rund einen Meter tief im Boden eingelassen.
Ebenso passgenau setzte er das Haus nun in 4.50 Meter Höhe ebenfalls mithilfe des Krans auf die Stange und verschraubte sie. Zuvor hatten sich die Vorstandsmitglieder auf der Innenseite einer Abdeckung mit ihren Unterschriften verewigt.
Jetzt müssen die Mehlschwalben, die in 21 Meter Höhe auf die Jagd nach Fluginsekten gehen, nur noch kommen. Die ersten beiden Exemplare kreisten schon beim Aufbau über den Berthaschacht.
Die Pflege des Schwalbenhauses und die einmal im Jahr notwendige Säuberung übernimmt die Gruppe Natur des Heimatvereins. Die Naturschutzstation Haus Heidhorn des Nabu wird das Projekt in der nächsten Zeit begleiten. Ermöglicht wurde das 10 000-Euro-Projekt durch die Sponsoren AHW Ingenieure GmbH, Sparkasse und Volksbank sowie die Umweltstiftung Allianz durch Klaus Hemsing und eine Privatspende. 5 000 Euro kamen so zusammen, die restlichen 5 000 Euro stammen aus der Kasse des Heimatvereins. Für das Fundament, das von Familie Weber, Jürgen Schemmelmann und Hans Tilly gegossen wurde, stellte Thomas Pollmüller die Maschinen zur Verfügung.
Das Mehlschwalbenhaus ist fertig, das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern. Am Malteserheim soll ein Fachwerk-Insektenhotel aufgestellt werden. Noch ein weiteres Projekt ist in Planung. „Wir wollen ein Mauersegler-Projekt realisieren. Die Kosten sind über VitalNRW so gut wie gesichert. Es fehlten jetzt noch hohe Gebäude, an denen die rund 20 Kästen aufgehängt werden können. Wer einen Platz zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei Franz Josef Naber, Telefon 02508/1505, melden.
Mehlschwalbe
Die Mehlschwalbe zählt zu den bekanntesten Vogelarten in Städten und Dörfern. Schon bei ihrer Wahl zum Vogel des Jahres 1974 wurde ihre Schutzbedürftigkeit erkannt. Dennoch konnte der insgesamt negative Bestandstrend bisher nicht aufgehalten werden.
Lautäußerungen: Fliegend ruft die Mehlschwalbe „schrrip“ oder „brrit“. Ihr Warnruf ist höher und ein wiederholt ausgerufenes „tschierr“.
Nahrung: Die Mehlschwalbe ernährt sich überwiegend von kleineren, fliegenden Insekten, wie Fliegen, Mücken und Blattläusen.
Lebensraum : Die Mehlschwalbe brütet vor allem in menschlichen Siedlungen, wobei sie die Nähe von Gewässern bevorzugt. nabu
Heimatverein errichtet ein Schwalbenhaus für Drensteinfurt
Bericht: Holger Martsch
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Standortwahl
Bei der Standortwahl für unser Schwalbenhaus waren folgende Kriterien ausschlaggebend: Es sollte stadtnah und für alle Passanten sichtbar sein. Es sollten bereits Mehlschwalben in der Nähe brüten. Es sollte für die Montage und Pflege für Mobilkräne oder Feurwehrfahrzeuge leicht zugänglich sein. Es sollte nach Möglichkeit auf städtischem Grund stehen.
An dieser Stelle möchten wir uns für die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Bauamt der Stadt Drensteinfurt bedanken, das unsere Idee von der Installation eines Schwalbenhauses sehr begrüßt und uns spontan half, einen geeigneten Platz dafür zu finden. Beim Ortstermin mit dem Bauamt am Freitag, 29. Januar 20121, haben wir eine entsprechende Lokation ausgesucht und festgelegt. Wir werden das Haus, wenn der Hersteller den Liefertermin halten kann, bis spätestens Ende April auf einer Grünfläche zu Füßen von Berthas Halde aufstellen. (siehe Lageplan)
Mehlschwalben
Mehlschwalben (Delichon urbicum) lassen sich am häufigsten im Flug beobachten. Dann zeigen sie ihre spitz zulaufenden Flügel und den typischen Gabelschwanz der Schwalben. Ihre Unterseite ist von der Kehle bis zum Bürzel einfarbig hell und hebt sich kontrastreich von der schwarzen Oberseite ab, die bläulich glänzt. Die Vögel brüten von April bis September bei uns und können bis zu 14 Jahre alt werden. Im Spätsommer ziehen sie in ihren Überwinterungsgebiete in Afrika. (siehe Karte) Ihre Nahrung sind Fluginsekten, ihr Lebensraum sind offene Landschaften, Siedlungen und Städte. Häufig bauen sie Ihre Nester unter überstehenden Dächern von Gebäuden. An modernen glatten Fassaden ohne Dachüberstand haben sie allerdings keine Chance, Nester zu bauen. Häufig werden sie auch mit Absicht vertrieben oder ihre Nester zerstört.
Konzept des Schwalbenhauses
Das Schwalbenhaus wird von der Firma AGROFOR, 35435 Wettenberg, geliefert. Die Nisthilfe sitzt auf einem 5,5 Meter hohen Stahlmast, der in einem Betonfundament verankert ist. Auf zwei Etagen sind unter Dachvorsprüngen einmal 18 und einmal 24 Kunstnester installiert. Das Foto zeigt, dass die Schwalben auch die Zwischenräume zwischen den Kunstnestern nutzen, um ihre eigenen Nester anzukleben.
Die Kosten belaufen sich einschließlich Montage und Aufstellung vor Ort auf knapp 10.000 Euro. Den Löwenanteil trägt der Heimatverein, wir sind aber im Gespräch mit verschiedenen Sponsoren. Die Allianz-Versicherung, in Drensteinfurt durch ihren Agenten Klaus Hemsing vertreten, sowie die Sparkasse Münsterland Ost stellen Zuschüsse für unser Projekt bereit.
Brutgebiete (gelb) und Überwinterungsgebiete (blau) der Mehlschwalbe. Quelle: Wikipedia
Naturschutz sehen wir als wichtigen Teil unserer Aktivitäten an; das Thema ist in unserer Vereinssatzung verankert. Mit dem Aufbau des Schwalbenhauses können wir heimischen Vogelarten Nistmöglichkeiten bieten, die sie sonst draußen immer weniger finden. All das nützt jedoch nichts, wenn den Tieren die Nahrungsgrundlage fehlt. Ohne jetzt einen bestimmten Schuldigen an den Pranger stellen zu wollen ist eindeutig festzustellen, dass der Insektenschwund vom Menschen verursacht wird. Landwirte versuchen dem Dilemma mit der Schaffung von Wildblumen-Blühstreifen entgegenzuwirken, Privatleute können durch eine insektenfreundliche Gestaltung ihrer Gärten oder auch Balkone einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Lage leisten.
Galerie
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Fotos: Mechthild Wiesrecker WA, Hans Tilly und Gertrud Münstermann
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Fotos: G. Münstermann
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Fotos: Holger Martsch und Mechthild Wiesrecker WA