Gefühlt ganz Drensteinfurt auf den Beinen
Umzug durch die Innenstadt der Höhepunkt des Heimatverein-Jubiläums
VON MECHTHILD WIESRECKER
Drensteinfurt – Der vergangene Sonntag stand ganz im Zeichen des 75-jährigen Jubiläums des Heimatvereins. Gefühlt ganz Drensteinfurt war auf den Beinen, um gemeinsam mit den Heimatfreunden zu feiern – ob beim Besuch des Handwerkermarktes oder beim fröhlichen Beisammensein im Festzelt. Der Höhepunkt jedoch war zweifellos der Umzug durch die Innenstadt, der am Schlosspark begann und dort auch wieder endete.
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Der erste Vorsitzende Franz-Josef Naber und alle, die sich intensiv auf das Wochenende vorbereitete hatten, durften rundum zufrieden sein. Das Wetter, die einzige nicht zu kalkulierende Komponente, spielte mit. Es war nicht nur trocken, sondern schon frühsommerlich warm, was den 35 teilnehmenden Vereinen zahlreiche Besucher entlang der Umzugsstrecke bescherte.
Der gut organisierte Umzug, für den das Vorbereitungsteam einen genauen Plan entworfen hatte, wer wann und wo startet, war tatsächlich ein Hingucker. Die Vereine, die aus den drei Ortsteilen und den umliegenden Orten stammten, hatten ihre Mitglieder mobilisiert. Viele trugen traditionelle Kleidung und hatten Utensilien dabei, die vom Tennisschläger über die Kiepe und historischen Treckern bis hin zu zwei museumsreifen Feuerwehrfahrzeugen aus Münster und Ponys reichten. Mit dabei war auch das Aufklärungsbataillon sieben der Bundeswehr Ahlen.
Der Heimatverein steht für Tradition und für eine Gemeinschaft von Jung und Alt. Daher war es schön zu sehen, dass die teilnehmenden Vereine auch den Nachwuchs mit dabei hatten und dass der Umzug auch einen Abstecher zum Malteserstift St. Marien machte, wo im Innenhof, an Fenstern und Balkonen bereits einige der Heimbewohner warteten.
Im Schlosspark fand ein Handwerkermarkt statt, der bereits am späten Vormittag geöffnet hatte. Zahlreiche Handwerker, darunter mit Steinmetzmeister Jens Herzog und Gürtlermeister Xaver Böcker von der gleichnamigen Edelmetallwerkstatt, zwei heimische Betriebe, stellten ihr Handwerk vor. Das Interesse an den vielfach traditionellen Handwerken, darunter unter anderem auch Töpfern, Korbflechten, Holzschuhherstellung, Weben, Drechseln, Schmieden und die Kunst des Blaudrucks, war groß.
Für Kinder gab es an einigen Ständen die Möglichkeit, ihr handwerkliches Geschick zu erproben – ein Angebot, das der Nachwuchs ebenso gerne nutzte wie die große Hüpfburg der Feuerwehr zum Toben.
Im Festzelt gab es nach dem Umzug eine Überraschung. Kantorin Miriam Kaduk hatte mit den rund 100 Kindern des Mini- und des Maxichores die zwei plattdeutschen Lieder „Dat Pöggsken“ und das umgeschriebene „Gummibärenlied“ einstudiert. Unterstützt wurden die kleinen Sänger zusätzlich von der Jungen Kantorei. Das Festzelt war gefüllt, die Kinder bekamen für ihren gelungenen Auftritt tosenden Applaus. Franz-Josef Naber war von der Aufführung so begeistert, dass er die Kleinen gleich für das plattdeutsche Theater „verpflichtete“.
Der Spielmannszug Grün-Weiß und die Rentnerband sorgten für Musik beim Umzug und gaben später ein Ständchen, die teilnehmenden Chöre sangen unterwegs zweitweise Lieder, und das Kolping-Blasorchester sorgte vor dem Festzelt für einen schönen musikalischen Rahmen beim Jubiläum.
Fotostrecke WA Jubiläum-1
Fotostrecke WA Jubiläum-2
Fotostrecke Heimatverein Sendenhorst
Handwerkermarkt und Festumzug lockten Tausende
Mit Trommeln, Trachten und Traktoren
Nach Kaffeenachmittag am Freitag und buntem Abend am Samstag stand am Sonntag das große Finale des Heimatvereinsjubiläums auf dem Programm. Handwerkermarkt und Festumzug lockten dabei Tausende Besucher.Von Dietmar Jeschke und Nicole Evering
Viele Tage lang hatte man mit sorgenvoller Miene die anhaltend schlechten Wetterprognosen verfolgt. Umso größer war die Erleichterung, als am Freitag feststand, dass es trocken und zumindest ein klein bisschen frühlingshaft werden sollte. Denn bei Regen, das war allen Beteiligten im Vorhinein klar, hätte der krönende Abschluss des Festmarathons anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Heimatvereins unter denkbar schlechten Vorzeichen gestanden.
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Doch so weit sollte es nicht kommen. Denn von ein paar harmlosen Wolken und mitunter kräftigen Windböen ließen sich weder die Teilnehmenden des Handwerkermarktes noch die zahlreichen Gäste beeindrucken.
Pünktlich um 13 Uhr füllte sich der Schlosspark rasant. Nicht weniger als 35 Gastvereine hatten im Vorfeld zugesagt, um am großen Festumzug durch die Innenstadt samt anschließendem geselligen Beisammensein im Schlosspark teilzunehmen. Als es um 14 Uhr losging, säumten bereits Hunderte Schaulustige die Mühlenstraße zwischen Schlossallee und Markt. Und sie wurden nicht enttäuscht.
Das große Defilee
Beim großen Defilee dabei waren nicht nur die Drensteinfurter Heimatfreunde selbst – angeführt von einem historischen Traktor –, sondern auch viele Gäste aus den Nachbarstädten Sendenhorst und Ascheberg. Dazu waren unter anderem der örtliche Tennisclub, die Messdiener, der Kirchenchor und die DLRG mit von der Partie. Nicht fehlen durften selbstredend Bürger-, Bauern- und Junggesellenschützen. Rennverein und „Traberherz“ hatten einige Minitraber samt Sulky mitgebracht. Der Heimatverein Rinkerode verband die Anreise gleich mit der Umzugsteilnahme – auf dem Fahrrad. Die Drensteinfurter Feuerwehr hatte sich eigens historische Fahrzeuge aus Münster organisiert. Und mit einigen Oldie-Treckern waren auch die Heimatfreunde aus Ascheberg dabei.
Ein buntes Bild also, zu dem natürlich auch Musikzüge wie KBO Rinkerode und Spielmannszug Grün-Weiß sowie historische Trachten gehörten, besonders schön dargeboten etwa von den Albersloher „Waschweibern“. Nach der rund einstündigen Ehrenrunde samt Vorbeimarsch am Malteserstift ging es schließlich zurück in den Schlosspark, wo nach dem ersten Ansturm auf die Essens- und Getränkestände vor allem auf dem Handwerkermarkt reger Betrieb herrschte.
Verschiedene Vereine und Firmen hatten dort schon am Vormittag ihre Stände aufgebaut, um über traditionelle Handwerksberufe zu informieren sowie Mitmachangebote zu präsentieren. Und davon machte vor allem die jüngere Generation begeistert Gebrauch. Wann hat man sonst schon mal die Möglichkeit, sich seinen eigenen Nagel zu schmieden? Ein kleines Diplom gab’s am Stand des Heimatvereins Bissendorf am Ende noch obendrauf.
Aus Flachs wird Leinen
Der Heimatverein Wulfen führte vor, wie aus Flachs Leinen gemacht wird. Nach jeder Menge Handarbeit, unterstützt durch historische Gerätschaften, kamen am Ende bunte Springseilchen heraus. Der Heimatverein Altenberge schnitzte vor Ort Holzschuhe, nur wenige Meter weiter flochten die Heimatfreunde aus Vorhelm schöne Weidenkörbe.
Mittendrin sorgten eine Hüpfburg und Ballonkünstler „Ballooni“ für strahlende Kinderaugen, sodass die Erwachsenen Zeit zum Klönen und für das eine oder andere Getränk fanden. Der Handwerkermarkt hatte Volksfestcharakter – und war ein gebührender Abschluss des Jubiläumswochenendes.