Informativ auch dank zahlreicher Bilder: der Upkammerabend mit Liane Schmitz über alte Bauernhäuser. Foto: Gerty Münstermann

Geschichte des münsterländer Bauernhauses

Bericht: Liane Schmitz - Den Bogen von alten Pfostenhäusern, wie jüngst bei Ausgrabungen an der Mühlenstraße gefunden, bis zu Gebäuden mit modernen Wohnkonzepten schlug die Historikerin Liane Schmitz bei ihrem Vortrag vor rund 40 Interessierte beim Upkammerabend des Heimatverein Drensteinfurt am Donnerstag, 17. Oktober, in der Alten Post. Unter dem Titel „Mensch und Tier unter einem Dach“ referierte sie unter Verwendung vieler Bilder zur Geschichte des Münsterländer Bauernhauses.

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Noch heute verweisen die großen Tennentore an der Giebelseite alter Bauernhäuser darauf, dass hier einst der hochbeladene Wagen ins Haus gefahren werden konnte. Dann wurde die Ernte mit Forken oder Flaschenzügen auf den Dachboden transportiert und hier gelagert, erläuterte Schmitz.

Schon das Gewicht des Getreides erforderte eine viel Platz bietende und zugleich tragfähige Konstruktion: Im hiesigen Münsterland baute man zumeist lange Häuser, deren hohen Dachräume von vier sogenannten Ständerreihen getragen worden sind. Solche parallel stehenden Ständerreihen, zwischen denen früher die Tiere standen, sind heute noch in der Tenne der Alten Post zu sehen. Ihr Erdgeschoss ist nämlich wie ein niederdeutsches Hallenhaus konstruiert. Hier lagerte nicht nur das Korn, hier lebten jahrhundertelang Mensch und Tier unter einem Dach.

Bei genauem Hinschauen können alte Fachwerkhäuser wie ein Geschichtsbuch gelesen werden. Dies zeige auch der gut untersuchte und dokumentierte Hof Grube in Lüdinghausen. So konnten Hausforscher hier von 1517 bis 1923 mehrere Stufen der Veränderung nachweisen. Ein solches Haus wurde ständig den sich ändernden Bedürfnissen angepasst. Zumeist geschah das dann, wenn ein einheiratender Ehemann bzw. eine neue Ehefrau ihre Mitgift einbrachten. So loderte zunächst in der sogenannte Flett das Herdfeuer. Ab dem 17./18. Jahrhundert wurden dann in unserer Region zunehmend Kamine eingebaut. Bis dahin hatte sich der aufsteigende Rauch im gesamten Haus verbreitet. Noch heute zeugen davon geschwärzte Balken in alten Fachwerkhäusern.

Die fanden Hausforscher auch in einem alten Bauernhaus in Eickendorf, das sie vor dem Abriss untersuchen und dessen Geschichte dokumentieren konnten. In ihm konnten sie auch Spuren des Übergangs zur modernen Stalleinrichtung in neueren Anbauten der Hallenhäuser fotografisch festhalten. Waren beim Haupthaus Holz, Lehm und später Ziegelsteine die hauptsächlich verwendeten Baumaterialien, so verbaute man hier Beton und Eisenständer. Die gezielte Zucht größerer Tiere und Hygieneverordnungen ließen die alte Unterbringung des Milchviehs im Hallenhaus selbst kaum noch zu.

Nur wenige alte Bauernhäuser werden heute tatsächlich unter Denkmalschutz gestellt, informierte Schmitz. Sie können auch als die Kulturlandschaft prägendes Gebäude klassifiziert werden, was einige baurechtliche Privilegien im Außenbereich mit sich bringen kann. Oft sei aber auch der Wunsch, eine tradierte Gebäudeform zu bewahren und eine besondere Immobilie zu besitzen, die nicht nach wenigen Jahrzehnten wieder verschwindet, ausschlaggebend für den Erhalt solcher Gebäude.

Zum Schluss lud Liane Schmitz dazu ein, die kommenden Monate für Radtouren durch die Bauerschaften zu nutzen. Jetzt seien Ausblicke vom Weg aus auf zahlreiche noch erhaltende alte Gebäude möglich, die im Sommer durch Blattwerk verdeckt seien.