Besonders im Winter, wenn die Blätter gefallen sind, kann man in Drensteinfurt und Umgebung noch zahlreiche Gebäude, die auf den alten Haustypus des niederdeutschen Bauernhauses verweisen, entdecken. Natürlich sind die Gebäude heutigen Ansprüchen angepasst und verändert worden, wie bei diesem Kötterhaus in Drensteinfurt Eickendorf, wo das große hölzerne Tennentür durch eine Glaskonstruktion ersetzt ist,

Geschichte des münsterländer Bauernhauses

Noch sind sie im Münsterland vor allem in den Bauerschaften häufig zu finden, die langen Fachwerkgebäude mit dem großen Tor auf der einen Giebelseite. Sie zeugen von jener Zeit, als Mensch und Vieh selbstverständlich unter einem Dach lebten. Betrat man das Haus durch die Giebeltür gelangte man an Pferden und Kühen vorbei zu dem wärmenden Herdfeuer, vor dem abends die Menschen beisammen saßen. Der in weiten Teilen Norddeutschlands verbreitete Wohnstil stieß jedoch bei Menschen aus anderen Regionen, wo man in kleinen Steinhäusern wohnte, durchaus auf Unverständnis. Der für seine Kritik an überkommenen Verhältnissen und zugespitzten Witz bekannte Philosoph Voltaire schrieb, als 1760 durch Westfalen reiste: „In großen Hütten, die man Häuser nennt, lebt eine Art von Tieren, die man Menschen nennt, in dem herzlichsten Beieinander mit anderen Haustieren (...). In ihren verräucherten Hütten (...) sind diese Menschen der Vorzeit gesund, kraftvoll und fröhlich...“ Doch auch wenn diese Häuser in unserer Region eine Jahrhunderte lange Tradition haben, so wurden sie laufend den Bedürfnissen der Menschen angepasst.

Bei dem nächsten Upkammerabend des Heimatverein Drensteinfurt stellt Liane Schmitz das für das Münsterland prägende sogenannte niederdeutsche Bauernhaus vor. Anhand von reichhaltigem Bildmaterial verweist sie auf die auch neuerdings für Drensteinfurt belegte Vorgeschichte, und auf die besondere Konstruktion dieser Hallenhäuser. Im Mittelpunkt stehen auch die Ansprüche an das Leben in diesen Gebäuden, die zu einem permanenten Wandel führten. Am Ende stellt sie einige Beispiele moderner Nutzung dieser Häuser vor. Denn vom Herdfeuer aus direkt auf die Kühe schauen, das möchte schon lange keiner mehr.

Liane Schmitz, Historikerin und langjährige Archivarin ist durch die Auseinandersetzung mit dem 1987 zum Baudenkmal erhobenen Museum Heimathaus Herbern, in dem sie seit 1991 die jährlichen Ausstellung mitkonzipiert, mit der Geschichte des Fachwerkbaus im Münsterland in Berührung gekommen. Inzwischen wohnt sie selbst in einem alten Kötterhaus in Drensteinfurt und arbeitet im Vorstand für historische, ländliche Baukultur im Münsterland mit und ist als Kontaktstelle der Interessengemeinschaft Bauernhaus, die sich für alte ländliche Bauten einsetzt, ansprechbar.

Der Vortrag „Mensch und Tier unter einem Dach – zur Geschichte des Münsterländer Bauernhauses“ findet am 17.10. in der „Alten Post“, Beginn 19.00 Uhr, statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.