Der Aufstieg begann mit einem Patent für einen Strohknoter. Er wurde bei Strohpressen an gezogenen Mähbindern und selbstfahrenden Mähdreschern eingesetzt, wie Alfons Rohberg bei einem Gang durchs Museum erläuterte. In den 1950er und 1960er Jahren verkaufte Claas bis zu 110 Mähdrescher (etwa Matador, Senator) pro Tag. Danach entwickelte sich die Firma rasant. Heute baut Claas Mähdrescher, Häcksler, Traktoren, Teleskoplader und weitere Erntemaschinen, produziert Motoren und Kabinen auch für fremde Firmen. Produktionsstandorte sind hauptsächlich in Deutschland, Frankreich, USA, China und Indien.
2021 wurde in Harsewinkel eine neue Fertigungshalle für Mähdrescher und Traktoren in Betrieb genommen. Hier werden die vorgefertigten Maschinenteile in den Baustraßen endmontiert. Die Fertigungstiefe beträgt heute nur noch etwa 25%. Etwa 4000 bis 6000 neue Mäher und Traktoren, je nach Nachfrage, verlassen jedes Jahr die riesigen Hallen über einen eigenen Bahnanschluss. Der größte Maishäcksler hat bis zu 1000 PS und schneidet 12 Reihen Mais auf ein Mal. Und das Mäher-Flaggschiff „Lexion“ erntet schier unvorstellbare 100 bis 110 Tonnen Getreide – pro Stunde. Die Verkaufspreise für diese Giganten bewegen sich aktuell zwischen 500 Tsd. bis 1 Mio. Euro pro Stück, wobei Lohnunternehmer und die Großbetriebe im Osten die Hauptkunden sind.
Bei diesen enormen Maschinenkosten zählt in der Getreide- und Maisernte jede Stunde. Deshalb muss die Versorgung mit Ersatzteilen reibungslos funktionieren. Aus diesem Grund hat Claas im Jahr 2000 ein neues zentrales Ersatzteillager in Hamm-Uentrop an der A 2 in Betrieb genommen. Heiner Buschhoff, nachgeborener Bauernsohn aus Drensteinfurt, leitet das Logistikzentrum. Er wies darauf hin, dass in Uentrop bis zu 220 000 Artikel für das komplette Claas Landtechnikprogramm lagern.
Die 500 Mitarbeiter in Uentrop arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb. Etwa 60 LKW pro Tag liefern die Ersatzteile der Hersteller an. Im Lager werden sie registriert und dann in bis zu 30 Meter hohen Regalen eingelagert. „Bestellt ein Kunde abends bis 18.30 Uhr, ist das Teil am nächsten Morgen bis 8 Uhr vor Ort,“ berichtete Buschhoff.
In Deutschland liefert Claas die Ersatzteile an 44 Hauptabnehmer (etwa Agravis) mit 170 Standorten. Die Überseefrachten gehen in der Regel per Container an die Besteller. Die gesamte Ein- und Auslagerung der Teile läuft wie von Geisterhand voll automatisiert. In einer „blauen Wand“ zum Beispiel sind 245 000 Boxen für Kleinteile eingebaut. Heiner Buschoff: „Für uns wäre es ein Alptraum, wenn unsere Computer gehackt werden oder der Strom ausfällt.“