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07.06.2018 - Hiäertlik wilkuëmen in Stewwert

- Erstes Ortsschild in NRW auf Plattdeutsch - Bericht Nicole Evering - WN

Stewwert - „Stewwert“: Dieser Name ziert jetzt Drensteinfurts Ortsschilder. Damit ist die Wersestadt die erste Kommune in Nordrhein-Westfalen mit einer solchen plattdeutschen Zusatzbezeichnung. Der Heimatverein hatte den Anstoß dazu gegeben. Von Nicole Evering

Dass in der Wersestadt gestern die ersten Ortsschilder mit plattdeutschem Namenszusatz in ganz NRW aufgestellt wurden, wollten sich viele Bürger sowie Stadt- und Vereinsvertreter nicht entgehen lassen. Auch die heimischen Landtagsabgeordneten waren zum Ortstermin nach Drensteinfurt, Verzeihung, nach Stewwert gekommen.

Plattdeutsch liegt im Trend

Großer Bahnhof für ein kleines Schild: Dass in der Wersestadt gestern die ersten Ortsschilder mit plattdeutschem Namenszusatz in ganz NRW aufgestellt wurden, wollten sich viele Bürger sowie Stadt- und Vereinsvertreter nicht entgehen lassen. Auch die heimischen Landtagsabgeordneten waren zum Ortstermin nach Drensteinfurt, Verzeihung, nach Stewwert gekommen.

Insgesamt beherrschen rund acht Millionen Menschen in Deutschland diese Sprache. Auch in Drensteinfurt kümmern sich die Heimatvereine seit Jahren darum, dieses Kulturgut nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: Es gibt plattdeutsche Stammtische, erst vor kurzem wurde eine Maiandacht in dieser Sprache gefeiert. Die plattdeutsche Theatergruppe – wie es sie in vielen umliegenden Städten ebenfalls gibt – befindet sich nach Jahrzehnten der Pause aktuell im Wiederaufbau. Und nun noch die gelben Ortseingangsschilder, die jetzt auch den Namen tragen, den insbesondere alteingesessene Drensteinfurter ihrer Heimat im allgemeinen Sprachgebrauch fast ausschließlich geben: Stewwert.

Drei Fragen an Franz-Josef Naber, Vorsitzender des Drensteinfurter Heimatvereins

Warum hat der Heimatverein sich so für den plattdeutschen Zusatznamen eingesetzt?

Franz-Josef Naber: Jung und Alt, Einheimische und Neubürger sagen „Stewwert“. Deshalb war für uns klar: Das machen wir!

Was bedeutet Ihnen der heutige Tag?

Naber: Das ist ein absolut besonderer Tag für den gesamten Heimatverein. Wir identifizieren uns mit dem Begriff, für uns ist er ein Synonym für Heimat.

Welches plattdeutsche Projekt haben Sie als nächstes auf dem Zettel?

Naber: Im November 2019 soll endlich wieder ein plattdeutsches Theaterstück aufgeführt werden. Genug Frauen haben wir schon. Ein paar Männer dürfen sich noch melden.

Kommentar zum Thema - Nicole Evering
Der Drensteinfurter Heimatverein ist eine echte Bereicherung für die Stadt und ihre Bewohner. Hat man sich einst mal mit mehr, meistens eher mit weniger Aktiven zu Upkammerabend oder Radtour getroffen, so ist die Bandbreite der Veranstaltungen und Projekte heute ungleich größer. Der „Tag der Natur“ 2017 beispielsweise war ein echtes Highlight. Hinzu kommen Ausflüge, Vorträge, Müllsammel- und Nistkasten-Aktionen gemeinsam mit den Schulen, die Beteiligung am „Tag des offenen Denkmals“ oder jüngst das Aufstellen eines restaurierten historischen Wegekreuzes am Brauwall, um nur ein paar Ideen zu nennen. Nicht nur ältere Menschen sollen sich vom Programm angesprochen fühlen. Auch den Nachwuchs holen die Heimatfreunde ab. Die Folge: Entgegen dem Trend zum Mitgliederschwund, den andere Vereine verstärkt zu beklagen haben, wächst die Zahl der Unterstützer kontinuierlich. Der Heimatverein scheint einiges richtig zu machen – und kann damit auch als Beispiel für andere dienen.

„Stewwert steht als Synonym für unsere Heimat“

„Auch viele andere Städte wollen sich auf den Weg machen – aber wir haben‘s als erste geschafft“, konnte Bürgermeister Carsten Grawunder ein wenig Stolz bei der Enthüllung des Schildes nicht verbergen. Übergab das Wort aber sogleich an Franz-Josef Naber, den Vorsitzenden des Heimatvereins. „Stewwert steht als Synonym für unsere Heimat. Ist doch klar, dass der Name auf das Ortsschild muss“, beschrieb Naber, welche Gedanken für ihn und den zweiten Vorsitzenden Günter Neuer den Anstoß für das Projekt gegeben hatten.

Denn dass Drensteinfurt hier eine Vorreiterrolle einnimmt, ist den Mitgliedern des Vereins zu verdanken – die sich zunächst schnell einig und dann auch flott in der Umsetzung waren. Ihrem Antrag auf die plattdeutsche Zusatzbezeichnung hatte der Stadtrat im Februar einstimmig entsprochen. Die Verwaltung hatte sich daraufhin um die Genehmigung gekümmert. Die Kosten für die vier Schilder von rund 1000 Euro werden vom Heimatverein getragen.

Henning Rehbaum (MdL) hielt seine kurze Ansprache ebenfalls in der Münsterländer Mundart. Und erklärte sinngemäß: „Natürlich haben wir andere Probleme: Straßen müssen gebaut und Arbeitsplätze geschaffen werden. Aber das heute ist was fürs Herz. Das hält Land und Leute zusammen.“

Wer also künftig über die Sendenhorster Straße, den Ahlener Weg oder die Konrad-Adenauer-Straße (dort an beiden Ortseingängen) nach Drensteinfurt hineinkommt, kann einen Blick auf den „Stewwert“-Zusatz werfen.

Und wer sich jetzt fragt, wie der Name überhaupt entstanden ist, für den hat Stadtarchivar Dr. Ralf Klötzer eine Erklärung parat:

Die Bezeichnung „Stewwert“ benutzen die Einheimischen häufig, wenn es um ihre Stadt geht. Doch was bedeutet der Name eigentlich? Stadtarchivar Dr. Ralf Klötzer hat seine Entstehung recherchiert und zusammengefasst.

„Der Kern des Namens Drensteinfurt ist Steinfurt. Der Name bedeutet: mit Steinen belegter Flussdurchgang. Steinfurt war auch alter Name von Burgsteinfurt. Der Durchgang bezieht sich dort auf die Steinfurter Aa, hier in Drensteinfurt auf die Werse. Dren oder Drein, auch Dren- oder Dreingau, wurde vor Jahrhunderten die Landschaft südöstlich von Münster genannt.

Die Vorsilben Dren- und Burg- brauchte man zur Unterscheidung. Wenn klar war, welcher Ort gemeint war, hieß er dort und hier meist nur Steinfurt. Der Name Steinfurt wurde 1975 gewählt für die neu gebildete Stadt Steinfurt aus der Verbindung der Städte Burgsteinfurt und Borghorst.

In der Sprache des Münsterländer Platts, das wie jede Regionalsprache von Ort zu Ort sich wandelnde Formen kennt, sagt man für Burgsteinfurt Stemmert, für Drensteinfurt Stewwert. In beiden Fällen wird auf die Vorsilbe verzichtet, weil man am Ort ist und weiß, wovon man spricht. Das ‚i‘ von Stein fehlt in beiden Formen des Platt, weil Stein im Plattdeutschen Steen heißt. Das ‚e‘ war lang, man schrieb Sten und sprach Steen.

Im Fall von Stemmert hat sich das ‚nf‘ zum ‚m‘ vereinfacht, wobei der n-m-Wechsel stattfand. Im Fall von Stewwert hat sich das ‚nf‘ zu ‚w‘ vereinfacht, wobei der f-w-Wechsel stattfand.

In beiden Fällen wird das ‚u‘ (in -furt) zu ‚e‘ vereinfacht. Der eigentliche Wechsel fand jedoch statt von ‚o‘ zu ‚e‘: Alte Silbe war -fort (wie heute Herford), also Wechsel von -fort zu -fert.

Die Aussprache von Stemmert und Stewwert war früher lang (Steem-mert, Steew-wert) und hat sich erst unter dem Einfluss des Hochdeutschen verkürzt. Betreffend Stewwert muss noch darauf hingewiesen werden, dass es auch die mündliche, noch mehr vereinfachte Form Stewwet gibt (‚r‘ entfällt). In der Verschriftlichung wird Stewwert bevorzugt, so dass die mündliche Form Stewwet in den Hintergrund geraten ist.“

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