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Viel Spaß beim plattdeutschen Theaterstück des Heimatvereins

VON MECHTHILD WIESRECKER

Die Theatergruppe des Heimatvereins präsentierte sie nach drei Jahren ein neues gelungenes Stück in der Gaststäte La Piccola. Die Premiere des Dreiakters „Dat Schinneaos van‘t Amt“ war ein voller Erfolg. Das Publikum amüsierte sich köstlich und spendete reichlich Applaus für die hochmotivierten Schauspieler.

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Drensteinfurt - „Vergessen sie den ganzen Brassel für gute zwei Stunden“, forderte Regisseur Günter Neuer die Anwesenden in seiner Begrüßung auf. „Es ist fiktiv, es soll sich keiner vom Ordnungsamt hier angesprochen fühlen“, versicherte Christof Kallinger noch schnell, ehe der Vorhang aufging und eine Amtsstube zum Vorschein kam, in der das Bild des strahlenden Bürgermeisters Carsten Grawunder sofort ins Auge fiel.

Von Anfang an überzeugte Amtmann Ehrenfried Horn in seiner Rolle als pedantischer Beamter oder besser als „Korinthenkacker“, wie er im Verlauf der Vorstellung von einem seiner „Opfer“ so treffend bezeichnet wurde.

Unterwürfiger Amtmann

Ludger Niesmann spielte seine Rolle nicht nur, sondern verkörperte sie regelrecht. Seine überzeugende Unterwürfigkeit gegenüber seinem Vorgesetzten, sein diabolisches Grinsen oder seine schier unglaubliche Ignoranz sorgten für Erheiterung.

Die Geschichte ist schnell erzählt, zwischen den Ehepaaren Diekmann und Krempel kommt es zu Nachbarschaftsstreitigkeiten. Die Krempels seien für eine Rattenplage verantwortlich, behaupten die Diekmanns. Beim Ordnungsamt will man die Angelegenheit klären lassen. Das erweist sich aber als ausgesprochen schwieriges Unterfangen. So sehr Marlene und Heinz Diekmann (Inge Peiler und Willi Mussenbrock) sich bemühen, sie bekommen beim sturen Ehrenfried Horn kein Gehör.

Die Bürger zu verjagen, hat dieser perfide perfektioniert. „Dat hier is minen Schriewstuom, mien Amt un daomet ha¨w ik hier alleen dat Sa¨ggen!“, posaunt er lauthals heraus. Die sich daraus ergebenden Rededuelle mit den beiden Kontrahenten amüsieren. Dabei sorgt Karl-Otto Krempel (Udo Reher) mit Wortkreationen wie Inkontinenz statt Inkompetenz oder Machtjalousien anstelle von Machtfantasien ebenso für Erheiterung wie Heinz Diekmann mit wüsten Drohungen.

Während sich die Männer am liebsten an die Gurgel gehen, pflegen Marlene Diekmann und Beate Krempel (Annette Peiler) sogar eine Freundschaft. Doch auch die beiden Frauen bringt der Tyrann vom Amt zu Handgreiflichkeiten. Die Frage, wer als Erste die Amtsstube betreten hat, klären die beiden Frauen mit einem wilden Kampf, bei dem die Zuschauer aus dem Lachen nicht herauskommen. Im Verlauf der Vorstellung geht es immer wieder über „Tische und Bänke“. Sowohl die beiden Frauen als auch die Anwältin Annerose Schmal-Hoybeck (Susanne Kallinger) erklimmen sogar den Schreibtisch, um den Tyrannen zu packen.

Ruhiger ist die Rolle von Paul Wickern als Regierungsrat, die er ebenso gut spielt wie Irmgard Hohelüchter die Ordnungsamtsmitarbeiterin Roswitha Ammer.

Souffleuse gerät ins Schwitzen

Es macht Spaß und es stört niemanden, dass der eine oder andere auch mal den Text vergaß. Mit lautem Applaus bedenken die Besucher die kleinen Aussetzer, die die Schauspieler selbst zum Schmunzeln bringen. Nur Souffleuse Regina Harbaum kommt in ihrem Souffleurkasten schon mal ins Schwitzen. „Ich weiß ja nie genau, wann ein Spieler einen Satz vergisst“, erklärt sie. Ihre Aufgabe, die von ihr zwei Stunden volle Konzentration verlangt, meistert sie aber ganz hervorragend.

Am Ende der Vorstellung werden Regisseure und Schauspieler mit stehenden Ovationen vom Publikum für zwei Stunden gute Unterhaltung belohnt.

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Blumen, den neuen Naturkalender des Heimatvereins und ein flüssiges Dankeschön überreichte Vereinsvorsitzender Franz-Josef Naber (in Kiepenkerl-Tracht) den Beteiligten bei der Abschlussvorstellung. Foto: Holger Martsch

Abschlussvorstellung der Plattdeutschen Theatergruppe

Spaß auf und hinter der Bühne

Fünf Mal hieß es „Vorhang auf“ für die Plattdeutsche Theatergruppe des Heimatvereins. Am Sonntag ging die letzte Vorstellung von „Dat Schinneaos van‘t Amt“ über die Bühne. Nun ziehen die Beteiligten ein Fazit.
Von Nicole Evering - WN

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Regisseur Günter Neuer und seine Truppe können ein durchweg positives Fazit ziehen. „Wir hatten Spaß, besonders hinter der Bühne“, sagt Annette Peiler schmunzelnd. So richtig schief gelaufen sei nichts. Klar habe es auch mal einen Texthänger gegeben. „Aber dann haben wir einfach improvisiert, das hat kaum einer gemerkt“, so Peiler. Oder das Publikum habe gelacht und geklatscht – und weiter ging‘s im Text.

Tatsächlich musste bei einer der Vorstellungen Souffleuse Regina Harbaum für die erkrankte Ingrid Peiler einspringen. „Sie hat ihre Sache super gemacht“, sind sich Annette Peiler und Ludger Niesmann einig.

Letzterer hatte als „Dat Schinneaos“ besonders viel Text zu lernen. „Ich habe das Manuskript überall mit hingeschleppt, sogar auf den Trecker“, blickt er lachend auf die arbeitsintensiven Monate seit Probenbeginn im Mai zurück.

Wiederholung in zwei Jahren

Ja, ein bisschen zu „textlastig“ sei das ausgewählte Stück an mancher Stelle gewesen, hat Günter Neuer Verbesserungspotenzial für die geplante Wiederholung in zwei Jahren ausgemacht. Denn die soll es geben – „wenn wir alle gesund bleiben“, so Neuer. Motiviert genug sei man auf jeden Fall, ergänzt Annette Peiler. Was man bräuchte, sei Nachwuchs, auch um aus mehr Stücken wählen zu können. Eine weitere Idee sei, Hoch- und Plattdeutsch auf der Bühne zu kombinieren, um vielleicht noch mehr Menschen zu erreichen.

Gut besucht waren die Vorstellungen schon jetzt. Nach der noch nicht ganz ausverkauften Premiere Ende Oktober sei insbesondere die letzte Vorstellung am Sonntag „übervoll“ gewesen. „Ich habe mit vielen gesprochen, das Stück ist gut angekommen“, hat sich der Regisseur natürlich Feedback eingeholt – auch von den vielen auswärtigen Besuchern aus Ahlen, Sendenhorst, Herbern und Hamm. Von glänzenden Augen und lachenden Gesichtern können auch Ludger Niesmann und Annette Peiler berichten. Für zwei Stunden einfach mal alle Sorgen vergessen, die Krieg, Energiekrise und Corona derzeit für viele bedeuten, diese Rückmeldung habe man bekommen.

„»Ich habe mit vielen gesprochen, das Stück ist gut angekommen.«“ Günter Neuer

Danken möchte die Truppe allen Helfern, die zu dem gelungenen Projekt beigetragen haben. „Ohne die geht es nicht“, so Neuer. Den stabilen Tresen im Amtszimmer etwa hätten zwei Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr kurzerhand selbst geschreinert.